Baustellentour mit Bundesministerin

Wie Baukosten und hohe Zinsen das Mietniveau beeinflussen

Ende Juli besuchten die Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, Klara Geywitz, sowie der Brandenburger Staatssekretär für Infrastruktur und Landesplanung, Rainer Genilke, die Neißestadt Guben. Dabei machten sie auch einen kurzen Abstecher zu einigen Baustellen der Gubener Wohnungsgesellschaft (GuWo) und ihrer Tochtergesellschaft, den Gubener Sozialwerken (GSW).

Am Beispiel des Bauvorhabens Karl- Marx-Str. 35/37 konnte GuWo-Geschäftsführer Martin Reiher der Bundesministerin und dem in Brandenburg zuständigen Staatssekretär Genilke deutlich machen, wie wichtig der Einsatz von Städtebaufördermitteln für die Realisierung von zeitgemäßem und preisgünstigem Wohnraum ist. Die ursprünglich kalkulierten Baukosten von ca. 2,6 Mio. Euro machten einen Zuschuss aus der Städtebauförderung von ca. 700.000 Euro erforderlich, um Mieten zwischen 4,90 EUR/ m² und 6,50 EUR/m² zu ermöglichen. Mittlerweile liegen die Baukosten voraussichtlich bei 3,1 Euro und der Zuschussbedarf ist auf 1,12 Mio. Euro gestiegen, um die angedachte Miethöhe aus der Wohnraumförderung des Landes Brandenburg weiter sicherstellen zu können.

Die stark gestiegenen Baukosten sowie die deutlich höheren Bauzinsen machen sich auch bei einem weiteren GuWo-Bauvorhaben bemerkbar. Der Umbau der Hegelstr. 2-6 in Betreutes Wohnen sollte eigentlich ohne Fördermittel frei finanziert werden, damit auch Mietinteressenten ohne Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein im Umfeld des neuen Pflegefachzentrums ein Mietangebot unterbreitet werden kann. Das mittlerweile auf Baukosten von vier Mio. Euro taxierte Bauvorhaben würde aber bei den aktuellen Zinsen von drei bis vier Prozent zu einer Kaltmiete von ca. 15 EUR/m² führen. Diesen Mietpreis hielt auch die Bundesbauministerin für nicht erzielbar in Guben. Bei einer Förderung über das Land Brandenburg und einem Zuschuss aus der Städtebauförderung von ca. 900.000 Euro könnten hingegen Mieten von 5,40 bis 7,50 EUR/m² angeboten werden. Die GuWo wird nun entsprechende Fördermittel beantragen und das Bauvorhaben pausieren, bis die Förderung geklärt ist. Für die Wohnungen wird dann allerdings ebenfalls ein Wohnberechtigungsschein benötigt.

Schließlich wurde bei dem kleinen Rundgang auch noch das GSW-Großvorhaben Pflegefachzentrum in der ehemaligen Pieckschule Guben besichtigt. Hier wird nach dem ursprünglichen Zuschussbedarf von ca. 4,3 Mio. Euro mit einem deutlich höheren Förderbedarf von 5-6 Mio. Euro gerechnet, denn auch bei diesem Bauvorhaben müssen erhebliche Kostensteigerungen festgestellt werden. Da die Stadt Guben insgesamt nur 2-3 Mio. Städtebaufördermittel pro Jahr für alle Bauvorhaben erhält, bedeuten diese Steigerungen, dass neue Fördervorhaben die kommenden Jahre voraussichtlich nicht begonnen werden können.

GuWo- und GSW-Geschäftsführer Martin Reiher machte anhand der vorgestellten Bauvorhaben deutlich, dass bei ständig steigenden Baukosten eigentlich auch das Fördervolumen aus der Städtebauförderung entsprechend steigen müsste, damit wenigstens die gleiche Zahl der Bauvorhaben realisiert werden kann. Anhand der wenigen an dem Tag präsentierten Bauvorhaben zeigt sich schon der enorme zusätzliche Förderbedarf, der allein in der Stadt Guben besteht. Die beiden Politikgäste von Bund und Land zeigten sich beeindruckt von der Vielzahl der Baustellen in dem Wohngebiet und nahmen viele Anregungen für ihre politische Arbeit mit.