Zwischen Krisen, Krieg und Kommunalpolitik

Das Jahr geht zu Ende. Grund genug für uns, gemeinsam mit GuWo-Geschäftsführer Dr. Martin Reiher auf das vergangene Jahr zurückzuschauen und den Blick voraus zu wagen.

Was waren die größten Herausforderungen des zurückliegenden Jahres und was die größten Erfolge?

Viele Themen waren geprägt von den aktuellen Krisen. Das sind zum einen noch immer die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, aber auch der Krieg in der Ukraine mit all seinen Folgen wie der Inflation, die wiederum zu stark steigenden Baupreisen führt. All das hat es zu einem anstrengenden Jahr gemacht. Aber es gab auch Erfolge, über die wir uns gefreut haben: Da möchte ich den Abschluss des Umbaus der Frankfurter Straße 19 hervorheben.

Sie haben die Krisen angesprochen. Wie macht sich das in der Mieterschaft bemerkbar?

Das wirkt sich natürlich direkt auf unsere Mieter aus, weil wir die gestiegenen Kosten für Energie auf sie umlegen müssen. Glücklicherweise hat die Politik erste Maßnahmen ergriffen, um die Menschen zu entlasten. Nun werden wir genau beobachten, wie sich das im kommenden Jahr entwickelt.

Viele Ihrer Bauvorhaben und Projekte berühren die Stadtentwicklung von Guben. Fühlen Sie sich von der Kommunalpolitik ausreichend unterstützt?

Ja, das funktioniert sehr gut. Wir haben in der Unternehmensgruppe mehrere Bauvorhaben, die ohne Unterstützung durch Fördermittel gar nicht umsetzbar wären. Da gibt es glücklicherweise seit Jahren eine sehr konstruktive Zusammenarbeit zwischen den kommunalen Unternehmen und der Kommunalpolitik, um gemeinsam etwas für Guben zu bewegen.

Was sagen die Gubener selbst zu den Vorhaben, erhalten Sie da Resonanz?

Natürlich finden sich immer auch einige Wenige, die etwas auszusetzen haben. Aber im Großen wird das, was wir tun, sehr positiv wahrgenommen. Das merken wir daran, dass beispielsweise in der Frankfurter Straße 19 alle Wohnungen vermietet sind oder dass zum Tag der offenen Baustelle am neuen Pflegefachzentrum hunderte Interessierte kommen. Das ist eine schöne Bestätigung für unsere Arbeit.

Seit reichlich einem Jahr gehören die Gubener Sozialwerke als Tochtergesellschaft zur GuWo. Wie hat sich die neue Unternehmensstruktur in der Praxis bewährt?

Es ist noch ein Zusammenwachsen und Aufbauen der neuen Strukturen. Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen, aber er ist für beide Seiten sehr fruchtbar und bringt frischen Wind ins Unternehmen. Ganz konkret macht sich das zunächst einmal an den neuen Gesichtern bemerkbar, die jetzt hier im Verwaltungsgebäude der GuWo sitzen. Für die Mieter selbst hat sich nichts geändert. Allerdings profitieren besonders unsere Senioren in den Mietwohnungen davon. Deren GuWo-Kundenbetreuer können nun auf kurzem Weg bei den GSW-Mitarbeitern Beratungstermine und alternative Unterbringungsmöglichkeiten anfragen, wenn vielleicht doch ein Umzug ins betreute Wohnen oder Pflegeheim erforderlich wird.

Der Strukturwandel nimmt Fahrt auf. Die Stadt Guben konnte in diesem Jahr gleich mehrere Investitionen und Ansiedlungen von Unternehmen verkünden. Macht sich dieser Aufschwung auch bei der GuWo bemerkbar?

Das macht sich im Wohnungsmarkt bisher noch nicht so stark bemerkbar, weil die Investoren jetzt erst mit dem Bau beginnen und die Einstellungen später erfolgen. Wir verzeichnen aber eine verstärkte Nachfrage nach Gästewohnungen und Pensionszimmern, weil viele Firmen in der Stadt zu tun haben.

Lassen Sie uns zum Schluss vorausblicken: Welche Wünsche und Pläne haben Sie für das kommende Jahr?

Wir haben für nächstes Jahr alle Bauvorhaben abgesagt, weil die aktuellen Baukosten und Finanzierungsbedingungen zu nicht finanzierbaren Mieten führen würden. Das ist für uns eine völlig neue und unbefriedigende Situation. Bei den aktuellen Konditionen müssten wir Mieten von bis zu 18 Euro pro Quadratmeter nehmen – das ist im ländlichen Raum illusorisch. Die durchschnittliche Kaltmiete in Guben liegt bei 5 bis 7 Euro. Wir müssen uns daher auf die Fertigstellung der begonnenen Bauvorhaben beschränken. Insofern habe ich einen Wunsch an Bund und Land, den ich der Bundesbauministerin Klara Geywitz bereits mitgeteilt habe, als sie im Sommer in Guben war: Die Wohnraumförderung muss massiv aufgestockt werden.

Und wenn Sie bauen könnten, was stünde dann als Nächstes an?

Wir wollten im kommenden Jahr drei weitere Wohnblöcke sanieren, darunter die Hegelstraße 2-6, die zum betreuten Wohnen umgebaut werden sollte. Für diese Wohnform gibt es in Guben aufgrund der Bevölkerungsstruktur einen großen Bedarf. Gleichzeitig verzeichnen wir insbesondere von Familien eine starke Nachfrage nach großen Wohnungen im Innenstadtbereich, die wir mit dem vorhandenen Bestand nur bedingt zufriedenstellen können. Hierzu denken wir über zwei Großvorhaben nach, allerdings steckt die Planung dafür noch in den Kinderschuhen.