Die Zukunft Gubens gestalten

Stadtumbau ist mehr als Abriss

Am 18. Oktober 2017 gaben die Stadtverordneten Gubens der Fortschreibung der Stadtumbaustrategie ihre Zustimmung. Damit schlossen sie einen Prozess ab, der mit Bürgerveranstaltungen und Fachgesprächen die Grundlage der weiteren Entwicklung der Stadt skizziert.

Klar wurde: Auch bis 2030 muss Guben mit sinkenden Einwohnerzahlen rechnen. Eine gezielte Reduzierung des Wohnraums ist daher leider auch weiterhin notwendig, um eine lebenswerte Stadt zu erhalten. Entsprechende Beobachtungsgebiete sind in den Wohnquartieren Obersprucke und Reichenbacher Berg ausgewiesen, einzelne Abrisse für die kommenden Jahre geplant. Gleichzeitig gehen von der Strategie richtungsweisende Festlegungen zu den Schwerpunkten der Investitionen in der Stadt aus.

Zukunftsprojekte wie das „Klimaquartier Hegelstraße“, die Aufwertung des Bahnhofsumfelds, ein Entwicklungs- und
Bewirtschaftungskonzept für städtische Verkehrs- und Grünflächen und eine bessere Verknüpfung der Stadt mit Gubin sollen die Stadt zu einem noch schöneren Lebensort machen.

Speziell sind die Herausforderungen für die Wohnungsunternehmen der Stadt. Die beiden größten Zuzugsgruppen der letzten Jahre waren ältere Menschen aus dem Umland und junge Familien aus Polen. Daneben wird der demografische Wandel hin zu einer älteren Bevölkerung immer stärker in der Stadt spürbar. Es ist daher unbedingt erforderlich, barrierearmen Wohnraum zu schaffen und gleichzeitig die Wohnansprüche von Familien im Blick zu behalten.


Die GuWo stellt sich diesem Spagat zwischen den Generationen. „Nicht jeder Gebäudetyp eignet sich für tiefgreifenden Umbauten. Gerade im Altbau sind kreative Lösungen gefragt. Vieles haben wir schon erreicht. Ein Impuls von außen kann ganz neue Möglichkeiten aufzeigen. Daher lobten wir vor kurzem einen Realisierungswettbewerb für drei teilweise denkmalgeschütze Gebäude in der Karl-Marx-Straße aus. Barrierearme wie generationenübergreifende Wohnungen sind hier unser Ziel“, so GuWo-Geschäftsführer Peter Wiepke.

Neue Wohnqualitäten begeistern für Guben

Im Schwerpunktbereich Hegelstraße treibt die GuWo die Idee des Klimaquartiers voran. Eine verbesserte Wohnqualität soll das zentrumsnahe Viertel noch attraktiver machen. Mit den jüngsten Balkonanbauten in der Hegelstraße 8 – 10 und 3 – 5 sowie der Sanierung der Häuser Pestalozzistraße 7 und 9 ging sie hier bereits voran. Eine klimaschonende dezentrale Energie- und Wärmegewinnung ist in Planung. Gleichzeitig wird in den Bestand im konsolidierten Bereich investiert.

Gesamtstädtisch sind die Aufgaben nicht minder umfangreich. Die Innenstadt muss verstärkt zum lebendigen Zentrum der Stadt werden. Dazu muss sie in ihrer Funktion aufgewertet, der öffentliche Raum attraktiv gestaltet und Brachflächen wie Leerstände müssen beseitigt werden. Im intensiveren Bezug zu Gubin und der Neiße soll der besonderer Charakter der Doppelstadt weiter ausgeprägt werden. ÖPNV-Verbindungen und gestaltete Fußwege mit Grünzügen sind hier bereits angedacht.

Das Besondere einer grenzüberschreitenden Doppelstadt ist eine Chance.

Erfreulich: Der zu Beginn des Stadtumbauprozesses vorgenommene Rückbau von Kindereinrichtungen muss nun wieder dem steigenden Bedarf angepasst werden. Gleichzeitig ist absehbar, dass dieser Trend nicht anhält und eine perspektivische Nachnutzung der neuen Hort- und Kitaräume mitgedacht werden muss.

Um die zukünftigen Investitionen in den öffentlichen Raum besser zu steuern, soll ein Entwicklungs- und Bewirtschaftungskonzept für die städtischen Verkehrs- und Grünflächen erstellt werden, welches auch die Kunst im öffentlichen Raum einbezieht. Es gibt also viel zu tun und zahlreiche innovative Ansätze, um Gubens Zukunft optimal zu gestalten – hin zu einer zwar kleineren, aber noch schöneren Stadt an der Neiße.

Umsetzbar ist dies alles natürlich nur mit der Unterstützung entsprechender Förderprogramme des Bundes und des Landes. Hier flexiblere Rahmen zu schaffen fordert nicht zuletzt auch der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen e.V. (BBU). Schließlich gilt es auch den Metropolenraum Berlin durch attraktive Städte in erreichbarer Nähe zu entlasten. BBU-Vorstand Maren Kern: „Jede Stadt ist anders. Deshalb brauchen wir für die Stadtentwicklung einen Baukasten mit flexiblen Instrumenten, aus denen sich jeweils maßgeschneiderte Maßnahmenkonzepte erstellen lassen. Die Landesregierung muss hierzu jetzt den Rahmen schaffen.“

Stadtumbaustrategie Gesamtstadt

  • sozial verträglicher und verlässlicher Rückbauprozess mit Zielleerstand 10 % in der Stadt per Stilllegung (Rückzug von oben nach unten) und Rückbau (Rückzug von außen nach innen)
  • keine Änderung der Gebietskategorien
  • Weiterentwicklung des Wohnungsbestands: barrierefreie/-arme Wohnungen
  • weitere Unterstützung der Sanierung kleinteiliger Altbauten
  • keine weitere Reduzierung von sozialer Infrastruktur
  • weitere Aufwertung des öffentlichen Raums: Barrierefreiheit, Lärmschutz, Aufenthaltsqualität, sichere und attraktive Wegeverbindungen, wohnungsnahe gestaltete Grünflächen
  • Leerstandsaktivierung und Unterstützung des Sanierungsprozesses im Altbau und Denkmalbereich Karl-Marx-Straße (Altstadt Ost + West)
  • Neubau auf Brachflächen Altstadt Ost
  • entsprechend Energiestrategie 2020 und Quartierskonzept „Klimaquartier Hegelstraße“ Aufbau eines Nahwärmenetzes
  • Aufwertung des öffentlichen Raums mit Schwerpunkt Altstadt West