Wir schaffen Angebote für Unternehmen und Investoren

Interview mit Bürgermeister Fred Mahro

Die Erweiterung des Industriegebiets Guben-Süd gehört zu den ersten kommunalen Strukturentwicklungsprojekten, die in Potsdam zur Umsetzung empfohlen wurden. Das Land investiert hier 18,4 Millionen Euro. Wir sprachen mit Bürgermeister Fred Mahro über den bevorstehenden Wandel und die Chancen, die sich daraus für Guben ergeben.

Was genau soll im Süden Gubens passieren?
Es gibt nur eine Hand voll von tatsächlichen Industriegebieten im Land Brandenburg. Wenn also nachhaltige Industriearbeitsplätze als Ersatz für den Wegfall in der Braunkohle geschaffen werden sollen, sind genau diese Gebiete geradezu prädestiniert. Wir wollen Flächenangebote für ansässige Unternehmen zur Geschäftsfelderweiterung und für neue Investoren mit einer modernen Infrastruktur anbieten. Die Nachfrage in Guben ist in den vergangenen Monaten angestiegen. Wir entwickeln also nicht auf Vorrat, sondern stellen uns dem Bedarf.

Was versprechen Sie sich von der Erweiterung und Modernisierung der Gewerbeflächen?
In erster Linie die Vorhaltung nachfragegerechter Flächen und Infrastruktur. Auch der beginnende Prozess des Strukturwandels in der Lausitz schützt uns nicht vor dem Wettbewerb mit anderen Wirtschaftsstandorten in Deutschland und Osteuropa. Wir sind also gut beraten, hier wirtschaftsfreundliche Angebote hinsichtlich der Kosten und der Arbeitskräfte zu unterbreiten.

Mit der Erweiterung vergrößert sich die freie Fläche von derzeit 25 Hektar um weitere 18 Hektar. Gibt es schon konkrete Pläne, wer sich dort ansiedelt?
Fest steht, dass ansässige Unternehmen Kapazitätserweiterungen vornehmen und sich im Produktportfolio breiter aufstellen werden. Fakt ist aber auch, dass wir in keiner Zeit der vergangenen 30 Jahre derartig viele Anfragen zu unseren Flächen hatten. Und konkret: die sich in der Umsetzung befindlichen Investitionen der ESS Power GmbH sind geradezu ein Idealfall, wie sich aus einem Forschungsprojekt der BTU Cottbus-Senftenberg unternehmerisches Know-how entwickeln kann.

Welche Rolle sollte die deutsch-polnische Zusammenarbeit bei der Lausitzer Strukturentwicklung spielen?
Unsere innerstädtische Struktur, eine Stadt in zwei Ländern, ist geradezu dafür prädestiniert, grenzüberschreitende Wirtschaftsförderung zu praktizieren. Allein über unseren innerstädtischen Grenzübergang passieren täglich über 1.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die Grenze in Richtung Deutschland, aber auch in Richtung Polen. Die Sicherung von Fachkräften ist dabei auf der Gubiner Seite schon lange ein Thema und gewinnt auch in der Gubener Stadthälfte zunehmend an Bedeutung. Die Beteiligten und Verantwortlichen im Strukturwandelprozess in der Lausitz müssen bei ihren Überlegungen immer auch die Kompetenzen und Ressourcen unserer polnischen Nachbarn berücksichtigen. Sonst vergeben wir uns hier eine große Chance.

Wie können sich die Gubener selbst in die anstehenden Wandelprozesse einbringen?
Die Basis dafür legen strukturierte Kommunikationsprozesse. Eine transparente Informationspolitik über die Strategien und Investitionen, die Schaffung von Möglichkeiten im direkten Gespräch, aber auch die Nutzung der neuen sozialen Medien müssen gepflegt und ausgebaut werden. Das Gefühl, gemeinsam etwas bewegen zu können, stärkt nicht nur das Selbstbewusstsein, sondern schafft auch Akzeptanz in den notwendigen Entscheidungsprozessen.

Oskar Starick ist der jüngste Wirtschaftsförderer bundesweit, ist damit vielleicht auch der Mut zu neuen Wegen im Wandel verbunden?
Unser neuer Mitarbeiter in der Stabstelle Wirtschaftsförderung ist für mich ein Mosaikstein der „next Generation“. Es ist in den Unternehmen, aber auch in einer öffentlichen Verwaltung von großer Bedeutung, Erfahrungen an jüngere Mitarbeiter*innen weitergeben zu können. Ich bin natürlich sehr stolz darauf, dass wir hier auch einen Rückkehrer in der Stadtverwaltung beschäftigen können. Trotz der medialen Aufmerksamkeit wird er ausreichend Zeit bekommen, sich mit seinen persönlichen Kompetenzen in unsere Mannschaft integrieren zu können. Um vielleicht im Bild der aktuellen Fußballeuropameisterschaft zu sprechen: Herr Starick ist auf dem Sprung von der U21 in die Nationalmannschaft.